Frithjof Bergmann entwickelte in den 80er Jahren das Konzept von „New Work“ in den USA schwerpunktmäßig für General Motors. In einem Interview mit der FAZ vom 22.06.2019 beschreibt er seine ursprüngliche Idee und ihre Anwendung in der aktuellen betrieblichen Praxis. Seine Aussagen sprechen für sich:
„Die ursprüngliche Idee war, die Menschen teilweise Arbeit tun zu lassen, die sie wirklich, wirklich wollen. Der Unterschied ist sehr groß zu dem, was sich daraus entwickelt hat. Mein Vorschlag an GE war, dass die Leute die Hälfte ihrer Arbeitszeit wie zuvor machen und in der anderen Hälfte freigestellt werden sollten, damit sie in der Hälfte das tun, was sie wirklich, wirklich wollen. Der Ausdruck „Neue Arbeit“ wird heute in vielen Betrieben angepriesen. Aber um das „Wollen“ geht es nicht“. (…).
„Das Konzept ist unfertig, noch im Werden. Und das ist etwas, das meiner Ansicht nach in der Diskussion über „Neue Arbeit“ nicht die richtige Rolle spielt. Man tut so, als ob das schon alles in Schubladen ist. Und die Schubladen haben Schlüssel, und das ist schon alles fertig. Das Gegenteil ist eher die Wahrheit. Es war von Anfang an alles improvisiert. Es ist eine Improvisation, etwas, das ausprobiert wird, etwas, das unter Umständen auch nicht gelingt“. (…)
„Was wir im Sinn hatten, war mehr verknüpft mit den Begriffen von Improvisation, Erfindung, Innovation – von solchen Dingen.“ (…) „Die Produkte, die geschaffen werden, werden wahrscheinlich bessere Produkte sein als die vorher. Das ist der Kern des Ganzen. Wenn wir die Möglichkeit schaffen, dass das was Arbeitnehmer wirklich, wirklich wollen, eine Rolle spielt, dann ist unsere Hoffnung und Erwartung, dass die Produkte besser sein werden. ‚Neue Arbeit‘ erzeugt Erfolg, im Unterschied zu anderen Arbeiten, die nicht so erfolgreich sind“. (…)
Die Betonung lag im ursprünglichen Vorschlag auf dem doppelten ‚wirklich‘. Das ist verloren gegangen. Aber wir versuchen, es wiederzufinden“.
Literatur
(*) Oswald Neuberger (1991): Personalentwicklung, S.9
Frithjof Bergmann (2019): In: FAZ 22.06.2019, S. C2
Harald Geißler (1996): in: Anna Meyer (2000): Führende und Geführte im Wandel der Füh-rungsparadigmen des 20. Jahrhunderts. Ein Wandel vom Objekt zum selbstverantwortlichen Subjekt?, S.99
Oswald Neuberger (2002): Führen und Führen lassen, 6. völlig neu bearb. und erw. Auflage
Marcus Raitner (2019): Manifest der menschlichen Führung